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Best viewed with any browser
 

Hin und wieder sieht man, daß sich eine Webseite mit dem Lable "Best viewed with any browser" schmückt.
   Muß man darauf überhaupt hinweisen? Ist das nicht eigentlich selbstverständlich? Hat man schon mal erlebt, daß eine Seite nicht angeschaut werden konnte - zumindest mit einem halbwegs aktuellen Browser?1 Wirbt hier jemand etwa mit Kompatibilität zur Steinzeit des Internets?
   Oder handelt es sich gar um die Purismus-Protzerei unerschütterlicher Besserwisser, die lediglich ihren Anspruch auf elitäre Kompetenz unter Beweis stellen wollen? Das Motto ideologiegetriebener Spinner einer gleichmacherischen Public-Domain-Gemeinde, die mit ihrem penetrant eingeforderten Altruismus letztlich nur den technologischen Fortschritt im Web ausbremsen?

Nun ja, vielleicht ist daran manchmal sogar ein klitzekleines Fünkchen Wahrheit. Zunächst handelt es sich bei "best viewed with any browser" natürlich um eine Karikatur der entsprechenden Lable, mit denen Microsoft und Netscape zur Hochzeit ihres Machtkampfes auf diversen Websites für die Benutzung ihres jeweiligen Browsers warben (bzw. werben ließen).
   Doch letztendlich war die Schlacht nicht durch die sowohl bei Hersteller als auch Anwender resourcenfressende Featuritis zu entscheiden. Microsofts Vormachtstellung auf dem Betriebssystemsektor hat ihnen auch zu dieser Stellung bei den Browsern verholfen, da sie den Internet Explorer mit Windows verzahnten. Auf dauer konnte Netscape gegen den Titanen aus Redmond nicht bestehen und mußte aufgeben. Zumindest sah es in den Augen vieler so aus, als Netscape seinen Sourcecode freigab, was der Beginn dessen war, was wir heute als "Mozilla"-Projekt2 kennen. Der Marktanteil von Mozilla ist erheblich geringer als der von Microsofts Internet Explorer aber doch ganz beachtlich und dürfte in etwa der Anzahl Leute entsprechen denen ihr Mißtrauen gegenüber Microsoft immernoch die Mühe wert ist, einen andern Browser zu installieren.
   Inzwischen sind die "Best viewed / experienced with"-Label der beiden Kontrahenten wieder von den Webseiten verschwunden, da sie sich nicht als Qualitätsmerkmale für ein intensiveres Interneterlebnis etablieren konnten, sondern den Inhabern der entsprechenden Seiten allenfalls massenweise Hate-Mails des jeweils anderen Lagers eintrugen.
   Wäre es dann nicht an der Zeit, auch das "any browser"-Lable wieder verschwinden zu lassen? Ich denke (Überraschung!): nein.

Wofür soll das "Best viewed with any browser"-Label also stehen? Kurz gesagt dafür, daß dem surfende Webbenutzer nicht vorgeschrieben wird, welche Software er in welcher Konfiguration bei seinen Streifzügen durchs Internet verwendet.
   Dabei geht es mittlerweile um mehr als nur darum, daß man die Bestrebungen einzelner Unternehmen ablehnt, durch Erlangen einer Monopolstellung die Entwicklung des Webs in ihrem Sinne zu kontrollieren. Vielmehr gibt es inzwischen eine so unüberschaubare Anzahl von Sicherheitslücken und anderen Missbrauchsmöglichkeiten im Web, daß man dem verantwortungbewußten Webnutzer jedes Mittel an die Hand geben sollte, sich davor zu schützen.
   Dies kann man als Verantwortlicher einer Website jedoch am Besten, indem man die folgenden Punkte beachtet:
- Die Seiten sollten möglichst Browser-unabhängig sein (eben "best viewed with any browser"). Dadurch gibt man dem Websurfer die Freiheit, sich gegen einen Browser mit unliebsamen Sicherheitslücken oder für einen anderen mit aus seiner Sicht unverzichtbaren Eigenschaften zu entscheiden.
- Es gibt noch weitere gute Gründe, die Vielfalt der im Web verwendeten Browser zu fördern: Aus wettbewerbsgründen sind die Browserhersteller sicher besser motiviert, entdeckte Fehler und Sicherheitslücken so schnell wie möglich aus ihren Produkten zu beseitigen. Außerdem werden Angriffen, die Schwachstellen in einem Browser ausnutzen, um so ineffektiver (und damit auch weniger interessant), je weniger Leute diesen Browser verwenden. Ein klarer Marktführer bildet natürlich auch immer das Angriffsziel Nummer eins.
- Eine Webseite, die mit möglichst vielen Browsern kompatibel sein soll, muß sich auf herstellerübergreifende Standards stützen, deren Spezifikationen in der Regel besser diskutiert und geprüft sind, als proprietäre Lösungen eines einzelnen Herstellers. Sie sind daher tendenziell sicherer, und eventuell dennoch bestehende Probleme sind eher bekannt und können daher besser vermieden werden.
- Ein weiteres wichtiges Prinzip besteht darin, nur Techniken zu verwenden, die für den Inhalt der Seite auch wirklich notwendig sind. Gemeint sind hier vor allem sogenannte aktive Inhalte wie ActiveX oder JavaScript und Java, aber auch Cookies. All diese Techniken bergen enorme Risiken für Sicherheit und/oder Privatsphäre. Man kann mit ihnen Daten ausspähen, verändern, zerstören oder Profile erstellen, die genau zeigen wann ein Webnutzer welche Website aufgesucht hat. In den meisten Browsern kann man diese Techniken deaktivieren und es ist wirklich sehr ratsam dies zu tun. Daher sollte man niemanden ohne wichtige Gründe dazu zwingen, diese Elemente zu aktivieren.
   Natürlich kann man z.B. mit JavaScript hübsche Effekte erzielen: Laufschriften, Buttons, die ihre Gestalt ändern, sobald mit der Maus darüberfährt, etc. und man kann durch sinnvollen Einsatz die Ergonomie einer Seite zugegebenermaßen verbessern (auch wenn es bestürzend selten hierfür verwendet wird). Man muß wirklich sehr genau abwägen, ob dies alles notwendig und das Risiko wert ist, das man dem Besucher seiner Webseite aufbürdet. Wer beim Erstellen seiner Webseiten dennoch nicht auf all dies verzichten möchte, sollte wenigstens dafür sorgen, daß man die Seiten ohne JavaScript immerhin noch benutzen kann und nicht beispielsweise ganze Menüs ersatzlos verschwinden. Aber alleine die permanente Gegenwart von JavaScript-basierten optischen Gimmicks ohne tiefere Funktion sind gerade für den Webneuling eine große Verführung, JavaScript zu aktivieren, da er sonst einfach das Gefühl bekommt etwas zu verpassen. In diesem Sinne also: weg damit, so lange es für den Zweck der Seite nicht unumgänglich ist.
   Ein großes Problem in diesem Zusammenhang besteht übrigens darin, daß sich viele Autoren von Webseiten wohl nicht einmal bewußt sind, ob sie JavaScript verwenden oder nicht, da viele der Programme zum Erstellen von Webseiten JavaScript-Elemente ebenso kommentarlos wie selbstverständlich anbieten, so daß der Autor arglos einen der vorgefertigten hübschen Effekte für seine Webseiten übernimmt, ohne auch nur zu wissen, was er da eigentlich tut (Siehe auch Powered by vi).
- Zum Schluß möchte ich noch einen Punkt erwähnen, der meines Erachtens häufig zu kurz kommt und sogar in vielen Artikeln zum Thema "sicher surfen" in den diversen Computerzeitschriften fehlt - Plugins. Plugins ergänzen den Browser um weitere Darstellungsfähigkeiten für Webinhalte. Die bekanntesten sind Acrobat Reader, Macromedias Flash und Real Audio. Auch hier gilt: was nicht unbedingt gebraucht wird, sollte keine Anwendung finden. Leider bringen viele Browser schon von hause aus eine riesige Sammlung von Plugins mit, nur um sich nicht nachsagen zu lassen, daß irgendetwas mit ihnen nicht ginge, man irgendein Filmchen oder Tönchen verpassen könnte. Doch wer hat denn noch den Überblick darüber, welches Plugin heimlich UIDs an den Hersteller verschickt, die den eigenen Rechner (und damit das Surfverhalten des Nutzers) eindeutig identifizierbar machen? Wer weiß denn wirklich, welche Fähigkeiten in welchem Plugin verborgen sind. Oder hätten Sie erwartet, daß das Betrachten eines absichtlich fehlerhaften PDF-Dokuments zur Ausführung belibiger Programme auf Ihrem Computer führen könnte? (Nur um dies klar zu machen: mir ist derzeit keine solche Lücke im Acrobat Reader bekannt, aber dies ist eine wirklich typische und häufig auftretende Sicherheitslücke in allen Programmen, die man im Web verwendet.) Man sollte sich also gut überlegen, ob man das allerneuste Trilligalli-Plugin der Blastyourbones-Müllimedia.com unbedingt braucht! Auch hier ist weniger - wie so oft - mehr.
So, genug gemahnt, genörgelt und geschimpft. Ich wünsche trotz allem viel Spaß beim Surfen im Web, und wer sich für mehr zu diesem Thema interessiert, sollte mal auf den AnyBrowser Pages2 nachschauen.

1Haben Sie? Prima - dann sind wir schon zu zweit! ;-)
2Ich bin nicht für den Inhalt externer Internetseiten verantwortlich!